Page 69 - 35 Jahre Quedlinburger Musiksommer
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Ensembles »musica juventa« sind Anlass, ihm
und seinem Leiter Matthias Erben an dieser Stelle
zu danken und zu gra tulieren.
Neben der Pflege der geistlichen chorsinfonischen
und oratorischen Werke von der Barockzeit bis zur
Gegenwart erarbeitete sich der Oratorienchor ein Reper-
toire, das geistliche und weltliche a-capella-Werke des
17. bis 20. Jahrhunderts umfasst. Dazu gehören auch
Madrigale und Volkslieder. Und nicht vergessen wurden
die Gesänge, die in die Gregorianik zurückführen. Als
Kontrast dazu gab es im Quedlinburger Chorleben auch
immer Einstudierungen und Aufführungen zeitge -
nössischer Werke. Die musikalische Entwicklung des Chores kann Hier probte der Männerchor des
Oratorienchors
Das war und ist jedes Mal eine spannende Angele- durchgehend beschrieben werden. Im Umfeld zeigen
genheit, denn wie bereits zu Mozarts Zeiten sind die sich aber drastische Veränderungen. Die Situation gegen
Hörgewohnheiten oft dem Althergebrachten verhaftet. Ende der 1970er Jahre stellt sich wie folgt dar: Der
Diese Werke sind zum Teil schwierig zu singen. Sie tref - Domchor und vier weitere Chöre engagierten sich in
fen häufig auf differenziertes Verständnis und Vergnü- traditioneller Weise in Quedlinburgs Gemeinden. (13)
gen beim Publikum. Umso höher sind die Experi- Arno Bartels Ausscheiden aus Altersgründen stand im
mentierfreude und die Neugier auf Unbekanntes zu Herbst 1980 bevor. Die Neubesetzung seiner Stelle
schätzen als Gewinn für die Interpreten und die wurde betrieben und realisiert. Carl Künne von der
Zuhörer. Nikolaigemeinde führte 1980/1981 mit dem Oratori-
Aus dem Oratorienchor bildeten sich für spezielle Er- enchor den »Messias«, das Weihnachtsoratorium, die
fordernisse noch kleinere Kreise wie der Männerchor »Krönungsmesse« sowie die Johannespassionen von
oder die »Schola cantorum quedlinburgensis«, die von Händel und Bach auf. Aber in gewisser Weise hatte er
1986 bis 1991 existierte. Später gab es nochmals eine resigniert. Alle Versuche, die finanzielle Ausstattung für
Schola gleichen Namens. Für 2002 sind folgende die Kirchenmusik zu verbessern, scheiterten. Persön-
Namen genannt: Christine Kunze, Christiane Kehler, liche Probleme kamen hinzu. Er verabschiedete sich
Christine Schwindak, Christina Biller, Dagmar 1982 aus dem Quedlinburger Dienst, und Gerhard
Schmidt, Beate Treu, Schirin Khurana, Manuela Schwenk bemerkte rückblickend, dass es mit der Ver-
Lehmann, Grit Wurlitzer, Liv Rehan. (2) Bei den meis- abschiedung Künnes kurze Zeit danach so ziemlich vor-
ten Konzerten, häufig zur Passionszeit und zum bei war mit dem Gesang. (17) in einem Artikel vom
Ewigkeitssonntag, hatte Gottfried Biller die Leitung. 14.11.1996 in der Mitteldeutschen Zeitung: »Eine
Auftritte erfolgten in Orten um Quedlinburg und in Neuorientierung setzte 1982 mit Gottfried Biller ein. Weit-
Quedlinburg selbst. ere Interessenten meldeten sich an und festigten den Chor,
Beeindruckend ist die Einsatzbereitschaft, wenn der sich mehr und mehr dem vokalen Musizieren ver-
Chormitglieder solistisch auftraten oder die Ein- schrieb« und es war eine »Ausweitung der Choraktivi -
studierung der einzelnen Stimmgruppen besorgten: Elis- täten« zu erleben. »Wie die Anzahl der Konzerte wuchs,
abeth Bednarzik, Christine Bick geb. Kunze, Bernhard hat sich auch ihr ästhetischer Anspruch entfaltet. Die
Claus, Monika Dachselt, Norina Dachselt, Ulrich musikalische Vielfalt findet sich besonders in der Weite des
Dachselt, Carola Fechner, Christiane Franke, Gesine Repertoires. Nahezu kein musikalisches Feld wurde und
Goßlau, Uschi Goßlau, Doris Helmund, Hagen Jahn, wird ausgelassen … Zum Aufgabenkreis des heute 75 Mit-
Ernst Ulrich Jürgens, Marie Luise Kirst, Doris Künne- glieder zählenden Oratorienchores (mehr Männerstimmen
mann, Maria Lemkau, Christiane Linke, Siegrid Mar- wären schon sehr will kommen) gehören neben der Auf-
quardt, Armin Meister, Barbara Mintzlaff, Birgit führung von Werken für Chor und Orchester Vokalkom-
Nartschik (später Nemitz), Ulrich Queck, Nicola positionen der Renaissance und Romantik sowie deutsche
Schickardt, Christian Schickardt, Andrea Schilling, Ger- und internationale Volks lieder.«
hard Schwenk, Beate Treu, Claudia Trüe, Martin Wäh-
ner, Hartmut Wiegank, Daniel Wolf, Elke Wolf, Ester Nach vielfältigen Gesprächen mit allen Betroffenen
Wolf, Joachim Wolf, Caterine Wünschiers u.a. hatte der nun an der Stiftskirche St. Servatii als Organist
angestellte Gottfried Biller an die Chorsänger 1982 in
(3)
einem Brief sein Resümee aufgeschrieben : »Gedanken
Der Quedlinburger Oratorienchor 67